1. Europäischer Kulturweg

in Baden-Württemberg


Das Gamburger Buscher Museum


Frömmigkeit und Patriotismus in Deutschland um 1900 – Kaiser und Heilige: Mit diesen Themen kann man das Werk der beiden Bildhauerbrüder Clemens und Thomas Buscher aus Gamburg beschreiben. Sie stammten aus einer lokalen Steinmetzfamilie, ihre Begabung führte sie über die Ausbildung an der Kunstakadmie in München zu großem, deutschlandweitem Erfolg und Ansehen. Der ältere war  Clemens (1855-1916), der Professor in Düsseldorf wurde, der jüngere war Thomas (1860-1937), Professor  in München.
Clemens‘ bevorzugter Werkstoff war Bronze, wovon freilich vieles der Rüstungsindustrie im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel, doch ist Wichtiges immerhin gut fotografisch dokumentiert.  Das waren Kaiserdenkmäler, Denkmäler und Grabdenkmäler für Großindustrielle, aber auch Liebhaber- und Sammlerfiguren für häusliche Ausstattung, auch Verkleinerungen großer Denkmalfiguren. Ein bevorzugtes Thema waren die hager-muskulösen Stahlarbeiter mit ihren großen Lederschürzen und schweren Werkzeugen, Sinnbilder der Stärke eines noch nicht lange geeinten, von Bismarck zusammengeschmiedeten Kaiserreiches.
Der jüngere Bruder Thomas schuf hauptsächlich Kirchenausstattungen in den traditionellen Formen von Gotik und Barock. Seine persönliche Frömmigkeit zeigen biblische Gestalten seiner Altäre, denen er seine persönlichen Züge oder die Züge von Familienmitgliedern verliehen hat.

Das Museum präsentiert Originalwerke aus dem Nachlaß der beiden Künstler und eine reiche Videodokumentation über ihr Oeuvre. Ein paar Schritte vom Museum aufwärts führen zur Kirche St. Martin, die mit drei Altären und Einzelfiguren von Thomas Buscher geschmückt ist. Im linken Seitenaltar ist die Hauptfigur eine Riemenschneider-Madonna, die Thomas Buscher mit einem Schrein und Seitenflügeln ausgestattet und mit Engelfiguren umgeben hat.
Einige Schritte weiter unterhalb plätschert der Dorfbrunnen, den Clemens Buscher und Otto Lang, ein Gamburger in San Francisco, ihrem Heimatdorf geschenkt haben. Inschriften und Kapitellschmuck  lösen sich von den historistischen und naturalistischen Kunstrichtungen und kündigen den Jugendstil an.


Bilder: Roland Johannes