1. Europäischer Kulturweg

in Baden-Württemberg

Der Pfeifer von Niklashausen

Hans Böhm aus Helmstadt, früher auch bekannt als der „Pauker“, verdiente sich als junger Schafhirte in der Umgebung von Niklashausen seinen Lebensunterhalt, außerdem war er durch sein Instrumentenspiel auf bäuerlichen Festen bekannt. Im März 1476 verbrannte er vor der kleinen Wallfahrtskapelle Sancta Maria seine Instrumente und erklärte, die Jungfrau Maria sei ihm im Traum erschienen und habe ihm aufgetragen zu predigen.
Nirgends sei mehr Heil zu erfahren als hier im Taubertal und alle, die in Niklashausen beteten, sollten den völligen Ablass und vollkommene Gnade erhalten. Der Pfeifer wandelte sich in der Folgezeit in ungeahnter Weise zum Anwalt der kleinen Leute, er sprach das aus, was allen auf den Nägeln brannte. Er forderte gleichen Besitz für alle, Verweigerung von Frondienst, Zoll und Zehnten, freie Jagd und freien Fischfang für jedermann. „Wenn alle um einen Taglohn arbeiteten, hätte jeder genug“.
Nach verschiedenen Zeitberichten sollen im Laufe von mehreren Wochen bis zu 70.000 Wallfahrer in den kleinen Ort im Taubertal gepilgert sein, um sich die sozialrevolutionären Reden des Pfeifers anzuhören. Die Menschen kamen aus dem gesamten Land, aus Sachsen und Thüringen und aus dem Elsass, und sogar aus der Schweiz. Verständlich, dass diese Ereignisse die damaligen Machthaber aufhorchen und handeln ließ.

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Nachdem Verbote den Pfeifer nicht von seinem Tun abhalten konnten, schickte Fürstbischof Rudolf von Scherenberg aus Würzburg in der Nacht vor dem Margarethentag (14. Juli) 34 bewaffnete Reiter nach Niklashausen und ließ den Pfeifer gefesselt nach Würzburg bringen, wo er schließlich nach sechstägiger Haft und hochnotpeinlicher Befragung am frühen Morgen des 19. Juli 1476 am Schottenanger als Ketzer und Volksaufwiegler verbrannt wurde. Bis zum Schluss sang er mit heller Stimme Marienlieder.
Seine Asche wurde in den Main gestreut. Die kleine Wallfahrtskapelle wurde mit einem Interdikt (Bann) belegt und wohl eingerissen, erst 42 Jahre später, im Jahr 1518, wurde der Bau einer neuen Kirche genehmigt.
Diese Ereignisse um den Pfeifer haben in die Geschichtsbücher Einzug gehalten, war doch dieser Aufstand 50 Jahre vor Bauernkrieg und Reformation ein frühes Auflehnen gegen die Obrigkeit.
Heute ist die Geschichte von Hans Böhm in der Pfeiferstube in Niklashausen umfangreich dokumentiert.