1. Europäischer Kulturweg

in Baden-Württemberg

Der Frau Holle Baum im Flur Mehlen


Als der ehemalige Revierförster Hugo Kuhn aus Liebe zu seinem Ort Höhefeld den


abgegangenen sagenhaften Frau Holle Baum ersetzen wollte, pflanzte er einen Birnbaum

und einen Hollunder in ca. 5 Meter Entfernung um die landwirtschaftlichen Tätigkeiten nicht zu

stören.

 

 

 


 Laut Karte stand bis 1793 noch ein großer Baum hier, wahrscheinlich ein

 Hollunder.  Die Baum Wissenschaftlerin Daniela Antoni weist darauf hin, dass

 der Hollunder sehr alt werden kann, erst recht in einer Zeit, in der es noch

 keine Pestizide und Luftverschmutzungen gab.



Wir stellen uns vor wie so ein mächtiger Hollunder ausgesehen haben muss. 

Im Frühling ein duftender Rausch von weißen Blüten, im Sommer/ Herbst 

rotschwarze Beeren von erwiesener Heilkraft.

Im Baum wohnte eine Naturgestalt mit weitreichender Macht: Frau Holle.

700 in der Kiliani Vita um 1000 nach unserer Zeitrechnung wird über sie

 geschrieben. Burkhard v. Worms berichtet, dass die Menschen noch immer


 der “großen Diana“ anhangen, die das einfache Volk Holle nennt.



Frau Holle hat eine reichhaltige Mythologie. Sie war Schicksalsfrau und spann den Faden des Lebens, schnitt ihn zu ihrer Zeit ab. Sie hütete die Kinderseelen in ihren Teichen und Brunnen. Sie schütze die Armen und gab Rat in schwierigen Zeiten. Sie wurde als schenkende Kraft angesehen.
Sie war all das, was indigene Völker Gaia oder Pachamama nannten. Sie war die Verkörperung der Erde und die Erzeugerin der Jahreszeiten mit Sonne, Sturm und Schnee.
Als Baum war sie eine Landschaftsahnin/alte.
Wenn die Bevölkerung an diesem Baum vorbei ging zogen sie aus Ehrfurcht den Hut.
Kein Wunder, das dieser Baum noch lange in alten Karten zu finden war

Frau Holles Baum stand nicht so einfach in der Landschaft herum. Ein mit Grenzsteinen markiertes Feld umgab den Baum und die Flur heißt Mehlen.
Mählen wird im Althochdeutschen mit Vertrag, Verbindung eingehen erklärt.
Welche Verträge oder Verbindungen sind hier gemeint?
Sehr gut können wir uns vorstellen, um einen alten Mahlgericht Platz handelt.
Hier kamen die Abgesandten der Sippen zusammen um Konflikte zu schlichten und sich gegenseitige Hilfe zu leisten.
Dies geht am besten durch Heiratsbeziehungen. Romantische Liebe gab es sicher, aber keine romantischen Heiraten.
Fazit, hier wurde zwischen den Sippen vermählt und wenn es geglückt war gab es ein großes Festmahl.
Den Begriff vermählen kenne wir heute noch, er geht auf das Mahlgericht zurück.
Dies alles geschah unter dem Frau Holle Baum, hier war sie die Muhme Mählen eine echte Schicksalsfrau und weise Richterin.
Für Höhefeld ein großer Glücksfall um eine historische Begebenheit wieder ans Licht zu holen und nachweisen zu können!


Verfass..: Claudia Lodders



          

   Hugo Kuhn ... Revierförster a.D. ... verstorben im Dezember 2022